Quelle: Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 15.05.2021
Illegaler Hundehandel: Fünf Welpen aus verdreckter Klokabine gerettet
Illegaler Hundehandel: Aus dem Badezimmer einer Kleingartenparzelle wurden fünf Welpen befreit.
Fotos : Tierhilfe Wolfsburg
Wolfsburg. „Hund zu verkaufen“: An mehreren Wolfsburger Supermärkten haben Aushänge mit niedlichen Fotos für junge Hunde geworben. Dahinter stecken jedoch skrupellose Welpenhändler. Fünf völlig verwahrloste Hundekinder haben Polizei, Feuerwehr und der Verein Tierhilfe Wolfsburg jetzt aus einem Verschlag in einem Kleingarten befreit.
Schon von draußen hörten die Einsatzkräfte das verzweifelte Bellen und Winseln der Hunde in der Laube. Um keine Zeit zu verlieren, knackten die Feuerwehrleute das Schloss und fanden eine schlimme Szene vor: In einem gefliesten Mini-Badezimmer von etwa zwei Quadratmetern saßen fünf Hundewelpen, zwei Labrador-Retriever und drei Bichons. „Sie waren völlig kot- und urinverschmiert und haben jämmerlich gewimmert“, berichtet Jennifer Bastian von der Wolfsburger Tierhilfe.
Auf ungefähr sechs bis zehn Wochen schätzt die Tierhilfe die Hunde, bei denen teilweise die Milchzähne noch nicht durchgebrochen waren. Laut Tierschutzgesetz darf ein Welpe nicht vor der achten Woche von der Mutter getrennt werden, viele Züchter empfehlen sogar, ihn nicht jünger als zwölf Wochen abzugeben. Die Hunde wurden ins Tierheim Sülfeld gebracht, wo sie inzwischen tierärztlich behandelt werden.
Erst vor einigen Wochen waren an mehreren Supermärkten Aushänge aufgetaucht. Die Anbieter gaben sich als einzelne Privatleute aus und schrieben meist, sie müssten wegen eines Umzugs oder wegen ihres Vermieters ihren Hund abgeben. Mindestens ein Wolfsburger ist darauf hereingefallen, weiß Bastian: „Er hat einen sehr kranken Welpen bekommen.“
Denn geimpft und mit Papieren ausgestattet sind die Welpen nicht, auch wenn es anders in der Anzeige steht. Falls es einen Imfpass gibt, ist der gefälscht, so Bastian. Abgesehen von Krankheiten und Parasiten bringen die Welpen oft auch Verhaltensstörungen mit, weil sie nicht artgerecht behandelt wurden.
Die Hundehändler lassen Hündinnen immer wieder decken und „produzieren“ so günstig Welpen, weshalb sie auch „Hundevermehrungsfabriken“ oder „Welpenmafia“ genannt werden. Laut dem Veterinäramt Wolfsburg stammen die Welpen meist aus Osteuropa. Leider gebe es „einen erheblichen Anstieg des illegalen Hundehandels seit der Coronakrise“.
Die Welpen werden dann über Aushänge oder Kleinanzeigen im Internet verkauft. „Es sind immer dieselben Hunde auf den Fotos, aber mit verschiedenen Telefonnummern“, sagt Bastian. „Und die Aushänge werden draußen bei den Einkaufswagen befestigt, denn drinnen am schwarzen Brett müssten sie ja vom Supermarkt genehmigt werden.“Dahinter stehe eine Bande, die deutschlandweit agiere, aber auch in Wolfsburg Scheinwohnungen angemietet habe, aus denen die Welpen dann verkauft werden. In Wolfsburg würden Interessenten meist in den Rilkehof gelockt, weiß Bastian, die sich selbst schon am Telefon als Interessentin ausgegeben hat. Zu einer Übergabe kam es jedoch nicht, weil die Welpen inzwischen gerettet worden waren.
Die Polizei hat die Ermittlung ans Veterinäramt abgeben müssen. „Es liegt keine Straftat vor, sondern eher eine Ordnungswidrigkeit wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz“, erklärt Polizeisprecher Thomas Figge.
Auch wenn das Mitleid groß ist und die Welpen süß sind: Hunde von dubiosen Händlern sollten auf keinen Fall gekauft werden, mahnt das Veterinäramt. Jeder Kauf würde den Nachschub aus den Hundevermehrungsfabriken nur aufrechterhalten.