Bezirksverband der Kleingärtner Wolfsburg und Umgebung e.V.
Verfasst am 10.10.2020 um 17:37 Uhr

Kleingärtner protestieren

Quelle: Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 10.10.2020




Kleingärtner protestieren  


gegen geplante Bebauung 



Masterplan Nordhoffachse: Rund 200 Mitglieder der drei betroffenen Vereine kamen zu einer Ortsratssitzung

Von Burkhard Heuer

                                                                                                       

Am Ratsgymnasium: Die Sondersitzung der Ortsräte Mitte-West, Stadtmitte und Kästorf-Sandkamp wurde von 

 einem Protest der Kleingärtner begleitet. Foto: Burkhard Heuer


Von Burkhard Heuer 

Wolfsburg.     Der Masterplan „Nordhoffachse“ beschäftigt in diesen Tagen nicht nur Ausschüsse und Ortsräte, auch die Bevölkerung ist verunsichert, was von den langfristigen Perspektiven zwischen der A39 und dem St-Annen-Knoten zu halten ist. Vor allem drei Kleingartenvereine in der Stadt fürchten um ihre Existenz. Rund 200 Kleingärtner machten ihrer Verunsicherung jetzt eindrucksvoll Luft.


Die Mitglieder der Vereine Am Bohlweg, Sonnenschein und Westersieck, sämtlich direkt an der Heinrich-Nordhoff-Straße gelegen, fürchten, dass hier „das Lebenswerk von Generationen plattgemacht“ werden soll. Dicht gedrängt und eifrig diskutierend standen sie in Massen am Donnerstagabend vor dem Eingang zum Ratsgymnasium, wo in gemeinsamer Sitzung die Ortsräte Kästorf/Sandkamp, Stadtmitte und Mitte-West den Informationen von Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide zum Konzept für die nächsten Jahrzehnte folgten.


Zuvor allerdings galt es, Aufregung zu schlichten. Denn nur ein begrenztes Kontingent von 40 Zuhörern durfte wegen der Corona-Abstandsregeln in die Aula. Vereinzelt machten daraufhin Protestler ihrem Ärger Luft und wummerten gegen die eisernen Türen. Ortsbürgermeister Detlef Conradt (SPD) musste zu harten Worten greifen: „Es ist festzustellen, dass vor dem Tagungsort die gesetzlichen Vorgaben zum Abstand missachtet werden.“


Das allerdings war der schärfste Ton der zumeist moderaten Veranstaltung. Denn die offiziellen Vertreter der Kleingärtner, unter ihnen Bezirksvorsitzender Detlef Steiniker, erfuhren mit gewisser Erleichterung, dass längst noch kein Damoklesschwert über den Anlagen hängt. Stadtbaurat Hirschheide betonte immer wieder, dass es sich bei dem Vorhaben Nordhoffachse – sofern überhaupt der politische Wille dafür vorhanden sei – um ein auf Jahrzehnte ausgelegtes Projekt handele, dessen Details längst noch nicht in Stein gemeißelt seien.


Die Vertreter der drei Ortsräte – nur zwei waren aufgrund ihrer Beteiligung beschlussfähig – lauschten den Ausführungen zwar mit Interesse und teilweise zustimmendem Nicken. Wegen der Fülle des Materials allerdings und aufgrund der komplizierten Materie beschloss man eine erste Lesung. Diskutiert wurde dennoch. Auch über Details. Ortsbürgermeister Francescantonio Garippo (SPD) vom Ortsrat Kästorf-Sandkamp will mit der künftigen Nordhoffachse vor allem die Verkehrsprobleme des Ortsteils Sandkamp gelöst wissen. Auch Matthias Presia (SPD), Ortsbürgermeister Mitte-West, monierte aktuelle Verkehrsbelastungen. Eine Masterplanung für die gesamte Porschestraße forderten in einem schriftlichen Antrag Ortsbürgermeister Detlef Conrath (SPD) und SPD-Fraktionssprecher Erich Schubert.

„Wir sind noch ganz am Anfang“, so betonte immer wieder Stadtbaurat Hirschheide, Eckpunkte seien zunächst der Bahnhof, der Bereich Höhe VW-Hochhaus und das Gebiet östlich der Wolfsburg AG. Das Gesamtvorhaben werde sich sicher über mehrere Jahrzehnte erstrecken.


Eine Zusage beruhigte die stark engagierten Kleingärtner allerdings schon heute. Sollten die drei Anlagen irgendwann in ferner Zukunft der Nordhoffachse zum Opfer fallen, so habe man schon jetzt das feste Versprechen der Verantwortlichen im Rathaus, dass adäquate Ersatzflächen zur Verfügung gestellt werden. Bezirksvorsitzender Steiniker nahm Hirschheide beim Wort und holte schon jetzt die Zusage ein, dass sich Verwaltung und Kleingärtner demnächst an einen Tisch setzen. Denn eines ist auf jeden Fall verbesserungsfähig, wie die junge Kleingärtnerin Doreen Linke (27) von der Anlage Am Bohlweg auch im Namen ihrer Großeltern monierte: „Der Informationsfluss, was wann genau auf uns zukommt, war bisher leider nur sehr spärlich.“

           

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