Bezirksverband der Kleingärtner Wolfsburg und Umgebung e.V.
Verfasst am 30.01.2021 um 11:45 Uhr

Vision für das Wolfsburg der Zukunft ist da

Quelle: Wolfsburger Nachrichten vom 30.01.2021             


Die politische Entscheidung über den Masterplan Nordhoffachse lässt allerdings noch auf sich warten.     



Im Herbst wurde die Masterplanung Nordhoffachse vorgestellt. So könnte es nach Vorstellung der Architekten auf der Innovationsroute für neue Verkehrsmittel aussehen. Visualisierung: Stadt Wolfsburg (Archiv)


Stephanie Giesecke


Wolfsburg Kaum wiederzuerkennen wäre die Innenstadt, sollten die Visionen des Architekturbüros Albert Speer und Partner in den nächsten Jahrzehnten Wirklichkeit werden. Im Auftrag der Stadt hat das Büro den so genannten Masterplan Nordhoffachse entwickelt, eine große Zukunftsperspektive für das gesamte Areal entlang der Heinrich-Nordhoff-Straße ­von der A 39 bis zum St.-Annen-Knoten.

Laut diesem im Herbst 2020 vorgestellten Masterplan würden Kleingärten, Parkplätze für tausende VW-Mitarbeiter und auch das eine oder andere gar nicht einmal so alte Gebäude verschwinden und neue Wohn- und Büroviertel, Geschäfte, Plätze und eine Parkanlage am Mittellandkanal entstehen. Eine Erweiterung des Hauptbahnhofs ist angedacht, die von vielen Wolfsburgern ersehnte Verlegung des Zentralen Omnibusbahnhof in seine Nähe und darüber hinaus ein zweiter Innenstadt-Bahnhof an der Brücke Oststraße. Neue Brücken zeigen die Pläne, aber auch ein neues Hochhaus zwischen Phaeno und Designer Outlets. Ein weiteres Hotel wäre dort für die Architekten denkbar, wie auch am ZOB.  Vis-a-vis des ikonischen VW-Hochhauses könnte ein „Campus“ mit Forschungsinstituten und anderen Einrichtungen entstehen, die nicht so sicherheitsrelevant für den Autobauer sind, dass sie hinter dem Werkszaun versteckt werden müssten.

Volkswagen ist neben der Stadt Wolfsburg die treibende Kraft in Sachen Nordhoffachse. Der Konzern möchte die City so aufgepimpt sehen, dass ein Arbeitsplatz am Konzernsitz für Softwareentwickler und andere schwer gefragte und umgarnte Fachkräfte noch attraktiver wird.

Die Wünsche des größten Arbeitgebers stoßen im politischen Wolfsburg seltenst auf kategorische Ablehnung. Erwartungsgemäß hielten sich die öffentlich geäußerten Bedenken der Ratsfraktionen in Grenzen. Die Diskussion konzentrierte sich auf potenziell negative Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Porschestraße, den die Stadtverwaltung und die Wolfsburg Wirtschaft und Marketing Gesellschaft durch eine weitere Planung abfedern sollten. Den Wunsch, die Kleingärtner von den Barrikaden zu holen, hat die Stadtverwaltung schnellstens erfüllt. Schon im Oktober versprachen Oberbürgermeister Klaus Mohrs und Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide den betroffenen Vereinen Bohlweg, Sonnenschein und Westersieck, dass sie die Anlagen diesseits und jenseits der Heinrich-Nordhoff-Straße bis 2030 nutzen können. Mindestens.

So weit, so gut. Doch hinter den Kulissen scheint es zu knirschen. Die Ratsvorlage zur Nordhoffachse sollte einmal im Oktober beschlossen werden. Aber der Rat hat bis heute kein Votum abgegeben. Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide begründete die Absetzung von der Tagesordnung des Bauausschusses im November mit intensivem Beratungsbedarf im Kreis der Fraktionen. Die FDP warnte daraufhin davor, den Investor zu vergraulen.

Die Unternehmensgruppe des österreichischen Karstadt-Eigners René Benko hatte 2019 angekündigt, in Wolfsburg einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren zu wollen. Einen Schwerpunkt der Planung bilden Büroviertel mit Wohlfühllandschaften für Arbeitnehmer im Inneren der Gebäude wie in deren Umgebung.

Die Bewährung des Homeoffice in der Pandemie hat zuletzt Zweifel geweckt, ob all die schönen Bürowelten in Zukunft noch benötigt werden. Nicht nur viele Arbeitnehmer freuen sich, wenn sie auf das Pendeln verzichten können: Arbeitgeber dürften es sich künftig zweimal überlegen, wie viel Bürofläche sie sich leisten müssen. Sie sparen ohne bare Münze.



Chronik


28. November 17: Ein Masterplan für das Wolfsburg der Zukunft wird gesucht. Die Heinrich-Nordhoff-Straße soll zum Experimentierfeld für Digitales werden. Die gesamte Achse von der A 39 bis zum St.-Annen-Knoten soll überplant werden.

27. Mai 20: Das Architektur- und Planungsbüro Albert Speer und Partner bekommt den Zuschlag für die städtebauliche und verkehrliche Masterplanung der Nordhoffachse.

30. September: Was passiert mit den Kleingärtnern bei Umsetzung des Projektes? Die Wolfsburger Politik teilt mit, wird den Austausch mit den Kleingartenvereinen entlang der Heinrich-Nordhoff-Straße abwarten zu wollen, ehe sie über die Masterplanung entscheidet.

7. Oktober: Protest während einer Sitzung dreier Ortsräte. Die Kleingärtner fühlen sich zu spät informiert, vermissen ein Konzept.

26. November: Das Projekt wird wegen „Beratungsbedarfs“ von der Tagesordnung des Bauausschusses abgesetzt.







Stimme der Kleingärtner: Detlef Steiniker.

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